Koalition bringt Maßnahmenpaket zur Wohnungslosenhilfe auf den Weg

Seit Beginn der Legislatur beschäftigte sich die Koalition eingehend mit der Situation von Wohnungslosen in Recklinghausen. Eine große Rolle dabei spielte ein Wohnungsloser junger Mann mit zwei Hunden und die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung diesem jungen Mann zu helfen. „Darin zeigte sich für uns, dass die Bürgerschaft den Wunsch teilt, die Not Wohnungsloser zu lindern und uns damit direkt beauftragt tätig zu werden“, so Holger Freitag. 

Diesem Bürgerauftrag kam die Koalition nach, indem Sie Gespräche mit Betroffenen führte, Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe besuchte, mit den Akteuren der Wohnungslosenhilfe sprach und die Verwaltung mit in ihre Recherchen einbezog. Auch Fachgespräche über die Stadtgrenzen hinaus wurden geführt, um ergebnisoffen nach Lösungen zu suchen. Dabei stellte die Koalition auch fest, dass Recklinghausen bereits gute Ansätze verfolgt. Dennoch stellte sich heraus, dass für das „wohnunfähige Klientel“ noch Lösungen fehlen. Mit „Wohnunfähigen“ sind stark traumatisierte Wohnungslose mit psychischen Problemen und Drogenabhängigkeiten gemeint, denen es schwer fällt Regeln zu befolgen. „Hier ist ein geschulter Umgang, sowie viel Integrationsarbeit notwendig, um den Menschen das Wohnen wieder beizubringen,“ so Christel Dymke.

10 Punkte Plan setzt Rahmenbedingungen fest

Um den individuellen Bedürfnissen der Wohnungslosen nachzukommen und diese schwerste Form der Armut zu bekämpfen erarbeitete die Koalition auf Grundlage ihrer Recherchen einen 10-Punkte Plan. Niederschwellige Angebote spielen für die Koalitionäre eine große Schlüsselrolle.

„Die Tagesstätte der Diakonie ist eine Institution der Wohnungslosenhilfe, wo die ausführlichste Beratung geboten wird.  Daher ist es naheliegend, hier anzuknüpfen und die Öffnungszeiten zu erweitern, um diese Angebote noch weiter in den Fokus zu rücken,“ so Benno Portmann. In den Punkten zwei und drei steht der geschulte Umgang mit den Betroffenen im Mittelpunkt, und eine Kommunikation auf Augenhöhe gewährleisten und eine vertrauensvolle Basis zu dem Hilfesuchenden zu schaffen.

Unter Punkt 4 werden kreative Lösungen für nicht unterkunftsfähige Personen gefordert. Dieser Punkt knüpft direkt an Erfahrungen aus anderen Städten an, die zum Beispiel gute Erfahrungen mit Bauwagen machten. Häufig sei das Wohnen für Wohnungslose auch mit Ängsten besetzt, die durch Wohngeräusche aus Nachbarräumen wiederum ausgelöst werden und langsam abgebaut werden müssten, um wieder eine Wohnfähigkeit zu erreichen, hieß es in einem Gespräch mit der Initiative Bauen und Wohnen aus Köln, die sich mit der Integration Wohnungsloser beschäftigt.

Wichtig sei es für die Koalitionäre auch, den kostenfreien Zugang zu Toiletten zu ermöglichen und mithilfe des Kreises ein sogenanntes „nasses Café“ zu realisieren, dass neben Möglichkeiten zum Duschen und Wäsche waschen auch eine sichere Verabreichung von Drogen ermöglichen soll. Schließfächer für das sichere Unterbringen persönlicher Gegenstände sollten dieses Angebots ergänzen.

Weil sich die schwere der Wohnungslosigkeit auch nach den Jahreszeiten richtet, sind im 10-Punkte Plan auch spezielle Angebote in der Winterzeit und bei Hitzetagen vorgesehen.

Im vorletzten Punkt gehen die Grünen und die CDU gezielt auf die Bedürfnisse wohnungsloser Frauen ein, die sich in ihrer Wohnungslosigkeit von Männern unterscheiden. „Viele Frauen fühlen sich beispielsweise gezwungen sexuelle Gefälligkeiten einzugehen, um irgendwo unterzukommen. Gleichzeitig fühlen Sie sich in den männerdominierten Unterbringungsmöglichkeiten nicht sicher,“ erläutert Christel Dymke. Daher böte eine spezielle Anlaufstelle für Frauen eine große Chance auch verdeckte Wohnungslosigkeit aufzudecken und diese Frauen in der Wohnungssuche zu unterstützen.

Der letzte Punkt beschäftigt sich mit Unterbringungsmöglichkeiten nach dem „Housing first Prinzip“. Hiernach steht das Beziehen einer eigenen Wohnung am Anfang der begleiteten Integration. 

Die Koalitionäre verbinden mit dem 10-Punkte Plan gegen Wohnungslosigkeit die „gelebte Solidarität in unserer Stadt“. Das Solidaritätsprinzip müsse alle Menschen der Bürgerschaft einbeziehen und eine „starke Stadtgesellschaft zeichne sich dadurch aus, für die Schwächsten da zu sein“ resümieren Holger Freitag und Benno Portman unisono. (kk)

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Der Beitrag verfällt am 20.12.2025 um 15:19 Uhr.