Schule krisenfest machen durch den Erhalt stabiler und traditioneller Lernstrukturen

Die Corona Krise hat nach den Schulschließungen schnell die Defizite in den Schulen offen gelegt. „Auch in Recklinghausen zeigte sich, dass die neuen Lernformen nur mäßig oder gar nicht funktionierten“, so Holger Freitag. Viele Schüler*innen waren nach Ansicht der Grünen mit der Arbeit am Smartphone oder am Laptop überfordert. Seitdem heißt überall das Zauberwort für die Bildung der Zukunft „Digitalisierung“. Schon fast euphorisch werden in diesen Tagen die digitale Infrastruktur und ein schnelles Internet für alle Schulen eingefordert. Und schon scheint nach die Lösung für die Bildung von Morgen wieder einmal in einer neuen Bildungsreform gefunden zu sein, nämlich in der digitalen.

Dass das „Zu-Hause-Lernen“ nicht nur viele junge Menschen überforderte, sondern einige gar nicht erreichte, weil das technische Gerät, die Hardware dazu in einigen Familien schlicht fehlte, oder nicht richtig funktionierte, war nur ein Aspekt. Aber auch bei den Schüler*innen, die die Möglichkeit hatten, die digitalen Aufgaben ihrer Lehrer*innen zu erhalten und mit viel Geduld abzuarbeiten, konnte man feststellen, dass eine Selbstverantwortung und Zeiteinteilung bei dieser „Bildungsform“ zur Überforderung einigen Schüler*innen geführt hat“, so Holger Freitag.

Das Verheißung der Digitalisierung als die Bildungsreform für die Zukunft der Schule, wird aber die Schule als außerfamiliären Aufenthaltsort für junge Menschen nicht ersetzen können. „Schule als Treffpunkt für Kinder und Jugendliche ist wichtig. Ebenso die stabilen Strukturen, die Lernen erfolgreich werden lassen“ äußert sich Christel Dymke. Der traditionelle Lernraum gibt nach Ansicht der Grünen den jungen Menschen erst einen festen Rahmen. Das ist mehr als die Versprechungen der Formate des digitalen Lernens . „Das, was sich aber als ganz bedeutsam während der Schulschließungen herauskristallisiert hat, ist die Erkenntnis, dass echte Bildung nur in einem Beziehungssystem durch den persönlichen menschlichen Kontakt funktioniert“, so Holger Freitag.

Wir fordern daher auch in Recklinghausen weiterhin den Erhalt der stabilen traditionellen Lernstrukturen zu sichern. „Wir sollten für die Zukunft unsere Schulen krisenfest und widerstandsfähig machen, einmal durch die Reduzierung von Klassengrößen und zum anderen durch die Neuschaffung von Räumlichkeiten, die einen lebendigen Austausch im Klassenzimmer in kleinen Gruppen ermöglicht und neue kreative Formen der Bildung erlaubt“, fordert Christel Dymke. Dann kann und sollte die digitale Kommunikation ein Bestandteil sein im Lernprozess und bestenfalls ein geeignetes Mittel zum Lernen und Lehren für den Notfall eines neuen Lockdowns. Dann aber sollte sie aber auch funktionieren und für alle möglich sein. Wichtig über allen ist, dass der Austausch und die Begegnung zwischen jungen und älteren Menschen – zwischen Schülern und Pädagogen – weiterhin in Schule ermöglich ist. „Wenn wir das schaffen, dann ist Schule krisenfest und Widerstandsfähig gegenüber neuen Krisen“, meint Holger Freitag.